Vielen Schildkröten-Halter:innen ist dieses Problem des verdreckten Schildkrötenwassers nicht unbekannt. Trotz Reinigung oder Wasserwechsels wird das Wasser wieder schnell grün oder trüb und beginnt eventuell sogar intensiv zu riechen. Schnell verlieren hierbei die größten Liebhaber:innen auch einmal die Freude am Hobby. Doch aus welchem Grund wird das Wasser so schnell (wieder) dreckig und welche Maßnahmen helfen dauerhaft dagegen an?
Warum wird das Wasser so schnell grün?
Sehr einfach formuliert wird Wasser aus zwei Gründen grün oder trüb und beide haben mit einem sensiblen Gleichgewicht zu tun: einerseits mit dem Gleichgewicht der vorherrschenden Bakterien und andererseits mit dem Nährstoffangebot im Becken.
Ist einer dieser Parameter nicht mehr in Balance, dann „reagiert“ das System und steuert dagegen. Dies ist zwar ein vollkommen natürlicher Prozess, das Ergebnis entspricht jedoch meist nicht unseren Erwartungen, wie ein schönes, gepflegtes Becken auszusehen hat.
Das Thema mit dem Bakteriengleichgewicht
Warum kommt das Wasser nun so schnell aus dem Gleichgewicht? Lass uns hierfür Punkt für Punkt eine Art Checkliste durchgehen:
Ist das Becken „eingefahren“?
Wie lange läuft das Becken schon genau so, wie es jetzt ist? Also mit einem Filter, mit allen Einrichtungsgegenständen wie Bodengrund, Pflanzen, Höhlen, Wurzeln, Steinen, mit dem vollen Besatz usw. Wird ein Becken neu eingerichtet, so ist alles relativ steril und der Filter ist noch nicht voll mit Bakterien durchzogen. Dies ist jedoch wichtig, da die Bakterien für den Abbau der organischen Substanzen zuständig sind und somit einen stabilen Endzustand herstellen.
Bis sich eine volle Bakterien-Dichte eingestellt hat, kann es mehrere Wochen dauern. Bekommen die Bakterien in dieser Zeit kein „Futter“ so dauert es noch etwas länger. D.h. es kann die Zeit bis zur vollständigen Bakteriendichte erheblich verkürzt werden, wenn z.B. von einem anderen, stabil laufenden Aquarium der Filterschlamm ausgedrückt wird und das neue Becken damit angeimpft wird.
Haben größere Änderungen stattgefunden?
Da alles ein Gleichgewicht ist, zieht jede größere Änderung eines Zustandes wieder ein neues Einstellen dieses Gleichgewichtes mit sich. So kann ein Becken zwar stabil und ohne großen Pflegeaufwand laufen doch sobald mehrere neue Tiere einziehen, sich das Fütterungsverhalten ändert oder der Filter ausgetauscht wird, kann sich alles schlagartig ändern und das Wasser schnell trüb werden. Eine weitere größere Änderung dieses Gleichgewichtes kann auch durch einen äußeren Faktor wie eine höhere Wassertemperatur oder direkte Sonneneinstrahlung im Sommer kommen. Hier kann es helfen, vorübergehend eine Seitenscheibe des Beckens abzudecken (Karton vorkleben) bis sich der Sonnenstand wieder ändert und keine direkte Sonneneinstrahlung mehr vorliegt. Ist die Frontscheibe betroffen, so schafft ein einfacher Vorhang vor dem Fenster ebenfalls schon große Abhilfe.
Wie wird der Filter gereinigt? Ist es der richtige Filter?
Noch ein Wort zum Filter: Ein weiterer wichtiger Tipp ist es, den Filter nie komplett zu reinigen. Wird heißes, zu kaltes Wasser oder gar Chemikalien verwendet, zerstört dies die Bakterienbasis und es dauert eventuell wieder Tage oder Wochen bis die Bakterien wieder vollkommen arbeiten. Bis dahin ist das System in seinem sehr instabilen Zustand und das Wasser kann schnell wieder grün oder trüb werden.
Ebenfalls ist es mir schon öfters passiert, dass der Filter gereinigt wurde, doch schon nach wenigen Tagen keine gute Filterfunktion mehr hatte. Das kann eventuell an einem alten Filterschwamm oder einem zu klein ausgelegten Filter liegen. Hier empfiehlt es sich, den Schwamm auszutauschen oder einen Filter mit z.B. Keramik- oder Plastikeinsätzen zu besorgen (meist ein Außenfilter), die sich nicht vollständig verkleben können.
Das Thema mit dem Nährstoffüberangebot
Werden die Tiere richtig gefüttert?
Ja, es ist ein Highlight unseren geliebten Tieren beim Fressen zu zusehen. Auch ich beobachte dies immer sehr gerne. Dennoch sollte nur moderat und nur so viel, wie die Tiere in kürzester Zeit vollständig fressen gefüttert werden. Nicht beachtetes Futter vergammelt im Becken und bietet so Bakterien und Algen eine wunderbare Futterbasis, das Wasser wird trüb, die Algen boomen und das Wasser entwickelt einen unangenehmen Eigengeruch.
Und ja, es soll nicht unerwähnt bleiben, auch wenn es logisch ist: alles, was vorne in die Schildkröte rein geht, kommt irgendwann hinten wieder raus… In einer nicht mehr so frischen Version wie der ursprüngliche Input. Auch dies ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der das Wasser schnell trüb macht und den Algen und Bakterien als Nährstoffangebot dient. Schildkröten produzieren mehr „Dreck“ als Fische. Die meisten Filter sind jedoch auf Fisch-Aquarien ausgelegt. D.h. die dort angegebene Filtermenge (mit z.B. für 100 Liter, 200 Liter, 500 Liter etc.) kann für ein Schildkröten-Aquarium heillos unterdimensioniert sein. Daher ist die Filterauswahl ein wichtiges Kriterium, da nur die Erhöhung des Durchsatzes oft nicht die richtige Lösung ist, da die Schildkröte ja entspannt einen Tauchgang durchführen sollte und nicht von der Filterauslass-Strömung weggepustet oder am Erreichen einer Stelle im Aquarium behindert werden soll.
Was kann sonst noch helfen?
Es kann ebenfalls sehr sinnvoll sein, kleine Putztruppen mit in das Becken einer Wasserschildkröte zu geben. Garnelen, Krebse oder Schnecken können wunderbare Restverwerter und Algenbekämpfer sein, sofern sie nicht von der Schildkröte selbst als Futter angesehen werden. Für einige Schildkrötenarten sind Schnecken richtige Delikatessen und Garnelen oder Krebse ein willkommener Snack. Jedoch gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel, und so können Stahlhelmschnecken (Anthrazit-Napfschnecken) oder Krebse sehr wohl mit Schildkröten vergesellschaftet werden, sofern gewisse Voraussetzungen gegeben sind (siehe hierfür den Artikel: Wasserschildkröten und Krebse – Geht das gut?).
Wird eine Art gepflegt, die sich karnivor oder omnivor ernährt, so ist es besser sehr schnell wachsende Pflanzen mit ins Becken zu geben, die ebenfalls die Nährstoffe aus dem Wasser ziehen. Hierfür eigenen sich besonders gut Wasserpest oder Schwimmpflanzen wie Froschbiss oder Muschelblumen. Ich persönlich bin nicht der größte Fan von Wasserlinsen, da die kleinen Linsen einfach auf allem kleben bleiben, und mir der Reinigungsaufwand zu groß ist. Deshalb bevorzuge ich die größeren Pflanzen.
Der Bodengrund bzw. Kies ist ein weiterer Faktor, der einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben kann. In den Zwischenräumen des Kieses siedeln sich ebenfalls Bakterien an, die den in die Zwischenspalten fallenden Mulm und Futterreste umsetzen, was per se gut ist. Andererseits herrscht hier wenig bis keine Strömung bzw. Durchfluss, wodurch es zu anaeroben Prozessen kommen kann. Diese unter Sauerstoffentzug stattfindenden Zersetzungsprozesse riechen meist streng und sind generell für die Wasserqualität nicht förderlich. Abhilfe kann hierbei ein regelmäßiges absaugen oder leichtes, oberflächliches Durchwühlen des Bodengrundes bringen.
Was hilft gegen trübes oder grünes Wasser?
Zwar wurden bereits obenstehend einige Auslöser für die Grünfärbung oder Trübung des Wassers erläutert, dennoch kann es immer noch vorkommen, dass die Färbung des Wassers trotz Optimierung der äußeren Einflussfaktoren nicht weg geht.
Zwar ist die erste und beste Hilfemaßnahme immer noch der klassische Schlauch und Eimer, also ein Teilwasserwechsel mit einer groben Mulm-Entfernung. Jedoch geht die Freude am Hobby schnell verloren, wenn ein wöchentlicher Wasserwechsel zu einem „Muss“ wird, um eine klare Umgebung für unsere Pfleglinge zu schaffen.
An dieser Stelle darf auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die (Trink-)Wasserqualität, die aus der Leitung kommt, nicht immer die 1A Top Wasserwerte hat, die wir uns wünschen würden. Dies ist zwar schade, jedoch in vielen Gebieten, vor allem in Deutschland, leider Realität und beeinflusst ebenso die häufig auftretenden Probleme.
Eine Wasseraufbereitung neben dem Filter und klassischem Wasserwechsel kann also eine gute Hilfestellung bieten. Nur muss diese auf Chemie beruhen?
Gibt es eine Alternative zur chemischen Algenbekämpfung?
Aus Erfahrung helfen chemische Mittel meist nur sehr begrenzt. Es ist wie eine kurzfristige Symptombehandlung, wie ein Pflaster auf eine wunden Stelle am Fuß zu kleben, anstatt den Stein aus dem Schuh raus zu schütteln.
So gibt es einige Flüssigkeiten, die als Algenklärer zugegeben werden können, doch möchte ich aus oben genanntem Grund nicht auf diese eingehen.
Was ist nun also die Alternative zur chemischen Algenbekämpfung?
Sinnvolle Anschaffungen können ein UV-C-Klärer oder eine elektrochemische Wasseraufbereitung sein. Beide Geräte haben Vor- und Nachteile, auf die hier kurz eingegangen werden soll.
Als bekannteste Maßnahme für sauberes, klares Wasser ist wahrscheinlich der sogenannte UV- oder UV-C-Klärer. Der UV-C-Klärer funktioniert nach dem Prinzip, dass der sogenannte UV-C-Brenner eine UV-C-Strahlung erzeugt, die so energiereich ist, dass sie alles sich im Wasser befindlichen Mikroorganismen, Algen, Bakterien, Pilze, Keime, etc. abtötet. Das großartige daran ist, dass bei einem Dauerbetrieb innerhalb von wenigen Tagen das Wasser absolut glasklar wird und grünliche Verfärbungen oder Wassertrübungen durch Algen oder Bakterien sowie durch Schwebealgen geklärt werden.
Die wenigsten Betreiber:innen wissen jedoch um die Nachteile des Gerätes.
Der Vorteil der UV-C -Strahlung ist zugleich auch der Nachteil. Da ein so hohes Energieniveau vorliegt, welches alles abtötet, werden auch nützliche Bakterien und Nährstoffe im Wasser vernichtet und chemische Verbindungen aufgeknackt. Dies kann zu folgenden Auswirkungen führen:
Nährstoffmangel für Pflanzen
Bestimmte Pflanzendünger, die die Nährstoffe in Form von sogenannten Chelatkomplexen zur Verfügung stellen, werden durch einen UV-C-Klärer dahingehend aufgespalten, dass die Pflanzen die neuen Verbindungen nicht mehr aufnehmen können und dadurch ein Nährstoffmangel vorliegt.
Wird ein UV-C-Klärer dauerhaft betrieben, so ist dies meist schnell am Pflanzenwachstum erkennbar. Die neuen Triebe wirken verkrüppelt und schrumpelig, oft sind die Pflanzenblätter auch verfärbt und fallen leicht ab. Die Pflanzen wirken nicht mehr kräftig und gesund und wachsen deutlich langsamer.
Nährstoffüberschuss für Filterbakterien
Dieses absterben der Pflanzen bzw. der beeinträchtigte Wuchs haben eine zweifache Auswirkung: einerseits werden dem Wasser nichtmehr genügen Nährstoffe entzogen (da die Pflanzen im Wachstum beeinträchtigt sind) und andererseits sind abgestorbene Blätter organisches Material, das durch Bakterien wieder umgesetzt werden muss. Des Weiteren entsteht noch mehr überschüssige organische Materie durch das Abtöten sämtlicher den UV-C-Klärer durchlaufenden Mikroorganismen.
D.h. Bakterien, Pilze, Algen etc. werden abgetötet und liegen wiederum als überschüssige tote Materie im Aquarium vor. Die Bakterien im Filter sind vom UV-C-Klärer nicht betroffen und arbeiten weiter. Jedoch liegt in zu kurzer Zeit für die bestehenden Bakterien zu viel abgestorbene organische Materie vor, sodass dieses Gleichgewicht wiederum aus den Fugen gerät (wie bereits am Anfang des Artikels erwähnt, ist das Gleichgewicht sehr empfindlich). Dies führt dazu, dass es zu einem schnellen Nitrit (NO2) Anstieg führt der für Schildkröten, Fische und Wirbellose toxisch ist.
Gutes wird durch die UV-C-Klärung zu Schlechtem
Huminstoffe: Huminstoffe sind ein essenzieller Bestandteil von Gewässern und helfen unter anderem den pH-Wert zu stabilisieren und wirken antibakteriell, d.h. sie senken die Keimbelastung im Wasser und beugen Erkrankungen vor. Weiters stärken Huminstoffe das Immunsystem, fördern und stärken den Verdauungstrakt und verbessern den Heilungsprozess bei Verletzungen. Huminstoffe geben dem Wasser oft eine leicht gelblich-bräunliche Färbung, speziell dann, wenn als Dekoration oder Sonnenplatz für die Schildkröten größere Holzwurzelstücke verwendet werden.
Der UV-C-Klärer zerstört diese wertvollen Huminstoffe, wodurch einerseits ihre wundervolle Wirkung verloren geht und andererseits dadurch die Bakterien zusätzlich belastet werden. Dadurch kann das sensible Gleichgewicht noch weiter aus der Balance gebracht werden.
Wasseraufbereiter: Wasseraufbereiter die auf Basis von Chelaten funktionieren, werden ebenfalls durch den UV-C-Klärer umgewandelt. D.h. dass diese zwar bei Zugabe Schadstoffe im Wasser binden, im UV-C-Klärer jedoch aufgespalten werden und somit die Schadstoffe wieder frei zur Verfügung stehen und nicht mehr unschädlich gebunden sind. Nur die milchigen Wasseraufbereiter auf Zeolith-Basis, die die Stoffe nicht chemisch, sondern physikalisch binden, sind davon nicht betroffen.
Die womöglich etwas weniger bekannte Maßnahme für sauberes, klares Wasser basiert auf dem Prinzip der Wasserelektrolyse. Klingt vielleicht vorerst kompliziert, ist es jedoch nicht. Das Prinzip dahinter ist die Zerlegung des Wassers mittels Einbringung von elektrischem Strom in eine Elektrolysezelle, die vom Aquarium-Wasser umströmt wird. Hierbei wird auf Grund der angelegten Spannung das Wassermolekül in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Das aus einem Wassermolekül entstandene Sauerstoff-Radikal ist äußerst reaktiv und verbindet sich einerseits mit einem zweiten Radikal zu gasförmigem Sauerstoff, oder „dockt“ an organischem Material wie Algen, Schwebstoffe oder Futterreste an und baut diese dadurch ab. D.h., dass dabei in geringen Mengen Endprodukte wie Sauerstoff, Wasserstoff und CO2 entstehen.
Da im Aquarium-Wasser auch Salze und organische Bestandteile enthalten sind, können diese die entstehenden Elektrolyse-Produkte beeinflussen. Daher ist es wichtig, sich an die Angaben in der Bedienungsanleitung des jeweiligen Gerätes zu halten und sich vorab zu erkundigen, welche elektrische Leitfähigkeit das Wasser hat. Dies lässt sich einfach und schnell mit einem Leitfähigkeitsmessgerät herausfinden.
Die großen Vorteile gegenüber dem UV-C-Klärer sind hierbei, dass den Bakterien nur das überschüssige Nährstoffangebot entzogen wird und gleichzeitig der Sauerstoffgehalt hochgehalten wird, sodass es zu keinen anaeroben, also geruchsintensiven Fäulnisprozessen kommt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Bakterien und Mikroorganismen, die für das Gleichgewicht notwendig sind, nicht zerstört werden, sondern weiterhin ihrer Aufgabe nachkommen können.
Nachteilig bei elektrochemischer Wasseraufbereitung ist, dass das Gerät nicht blindlings installiert werden, sondern zuerst die Leitfähigkeit des Wassers geprüft werden sollte. Wird dies nicht vorab getan, so kann es zu einer falschen Einstellung des Gerätes kommen und eventuell ein Schaden an den Pflanzen oder Bewohnern entstehen. Jedenfalls darf auch hier etwas Geduld geübt werden, da ein Ergebnis manchmal nicht sofort, sondern erst nach mehreren Tagen oder Wochen eintritt, abhängig von den Wasserparametern und der Beckengröße.
Sollte jedenfalls beobachtet werden, dass sich z.B. das Verhalten der Bewohner verändert (sie z.B. träge werden oder sich atypisch verhalten), dann kann, anders als beim UV-C-Klärer, durch ein schnelles Anpassen der Parameter, einem Teilwasserwechsel oder dem vorrübergehenden Abschalten des Gerätes sehr schnell wieder ein gut funktionierendes Gleichgewicht hergestellt werden. Bis sich beim UV-C-Klärer wieder ein stabiles Gleichgewicht eingestellt hat, dauert es entsprechend länger, da die Besiedelung durch Bakterien und Mikroorganismen erst wieder stattfinden und sich aufbauen muss.
Am Markt befinden sich mehrere Produkte, die sich vom Funktionsprinzip dahingehend unterscheiden, dass sie entweder diskontinuierlich, also im Stoßbetrieb oder kontinuierlich, also dauerhaft im Betrieb, arbeiten. Die Erfahrung hat mir persönlich gezeigt, dass alles, was diskontinuierlich ist, ein so sensibles System wie ein Aquarium, sehr schnell aus der Balance bringen kann. Dies gilt sowohl für das Fütterungsverhalten, einer CO2- oder Flüssigdüngung, einem zu krassen Wasserwechsel, einer neuen Beleuchtung oder eben auch einer Algenbekämpfung.
Ein weiterer großer Unterschied liegt in der angewendeten Technologie. Das Material, aus dem die Elektrode hergestellt ist, hat einen großen Einfluss auf die Langlebigkeit und Robustheit des Produktes. So sind Elektroden auf Basis von Mischoxiden kurzlebig und bald wieder auszutauschen, bzw. kommt es zu einem stetigen Leistungsabfall. Hingegen weisen Elektroden mit Bor-dotierten Diamanten (wie z.B. der Aquarium-Fresher von proaqua) eine extreme Langlebigkeit von mehreren Jahren auf und erbringen bei regelmäßiger Reinigung auch kontinuierlich eine durchgehend gleichbleibende Leistung.
Gibt es eine Alternative zur chemischen Algenbekämpfung?
Aus Erfahrung helfen chemische Mittel meist nur sehr begrenzt. Es ist wie eine kurzfristige Symptombehandlung, wie ein Pflaster auf eine wunden Stelle am Fuß zu kleben, anstatt den Stein aus dem Schuh raus zu schütteln.
So gibt es einige Flüssigkeiten, die als Algenklärer zugegeben werden können, doch möchte ich aus oben genanntem Grund nicht auf diese eingehen.
Was ist nun also die Alternative zur chemischen Algenbekämpfung?
Sinnvolle Anschaffungen können ein UV-C-Klärer oder eine elektrochemische Wasseraufbereitung sein. Beide Geräte haben Vor- und Nachteile, auf die hier kurz eingegangen werden soll.
Als bekannteste Maßnahme für sauberes, klares Wasser ist wahrscheinlich der sogenannte UV- oder UV-C-Klärer. Der UV-C-Klärer funktioniert nach dem Prinzip, dass der sogenannte UV-C-Brenner eine UV-C-Strahlung erzeugt, die so energiereich ist, dass sie alles sich im Wasser befindlichen Mikroorganismen, Algen, Bakterien, Pilze, Keime, etc. abtötet. Das großartige daran ist, dass bei einem Dauerbetrieb innerhalb von wenigen Tagen das Wasser absolut glasklar wird und grünliche Verfärbungen oder Wassertrübungen durch Algen oder Bakterien sowie durch Schwebealgen geklärt werden.
Die wenigsten Betreiber:innen wissen jedoch um die Nachteile des Gerätes.
Der Vorteil der UV-C -Strahlung ist zugleich auch der Nachteil. Da ein so hohes Energieniveau vorliegt, welches alles abtötet, werden auch nützliche Bakterien und Nährstoffe im Wasser vernichtet und chemische Verbindungen aufgeknackt. Dies kann zu folgenden Auswirkungen führen:
Nährstoffmangel für Pflanzen
Bestimmte Pflanzendünger, die die Nährstoffe in Form von sogenannten Chelatkomplexen zur Verfügung stellen, werden durch einen UV-C-Klärer dahingehend aufgespalten, dass die Pflanzen die neuen Verbindungen nicht mehr aufnehmen können und dadurch ein Nährstoffmangel vorliegt.
Wird ein UV-C-Klärer dauerhaft betrieben, so ist dies meist schnell am Pflanzenwachstum erkennbar. Die neuen Triebe wirken verkrüppelt und schrumpelig, oft sind die Pflanzenblätter auch verfärbt und fallen leicht ab. Die Pflanzen wirken nicht mehr kräftig und gesund und wachsen deutlich langsamer.
Nährstoffüberschuss für Filterbakterien
Dieses absterben der Pflanzen bzw. der beeinträchtigte Wuchs haben eine zweifache Auswirkung: einerseits werden dem Wasser nichtmehr genügen Nährstoffe entzogen (da die Pflanzen im Wachstum beeinträchtigt sind) und andererseits sind abgestorbene Blätter organisches Material, das durch Bakterien wieder umgesetzt werden muss. Des Weiteren entsteht noch mehr überschüssige organische Materie durch das Abtöten sämtlicher den UV-C-Klärer durchlaufenden Mikroorganismen.
D.h. Bakterien, Pilze, Algen etc. werden abgetötet und liegen wiederum als überschüssige tote Materie im Aquarium vor. Die Bakterien im Filter sind vom UV-C-Klärer nicht betroffen und arbeiten weiter. Jedoch liegt in zu kurzer Zeit für die bestehenden Bakterien zu viel abgestorbene organische Materie vor, sodass dieses Gleichgewicht wiederum aus den Fugen gerät (wie bereits am Anfang des Artikels erwähnt, ist das Gleichgewicht sehr empfindlich). Dies führt dazu, dass es zu einem schnellen Nitrit (NO2) Anstieg führt der für Schildkröten, Fische und Wirbellose toxisch ist.
Gutes wird durch die UV-C-Klärung zu Schlechtem
Huminstoffe: Huminstoffe sind ein essenzieller Bestandteil von Gewässern und helfen unter anderem den pH-Wert zu stabilisieren und wirken antibakteriell, d.h. sie senken die Keimbelastung im Wasser und beugen Erkrankungen vor. Weiters stärken Huminstoffe das Immunsystem, fördern und stärken den Verdauungstrakt und verbessern den Heilungsprozess bei Verletzungen. Huminstoffe geben dem Wasser oft eine leicht gelblich-bräunliche Färbung, speziell dann, wenn als Dekoration oder Sonnenplatz für die Schildkröten größere Holzwurzelstücke verwendet werden.
Der UV-C-Klärer zerstört diese wertvollen Huminstoffe, wodurch einerseits ihre wundervolle Wirkung verloren geht und andererseits dadurch die Bakterien zusätzlich belastet werden. Dadurch kann das sensible Gleichgewicht noch weiter aus der Balance gebracht werden.
Wasseraufbereiter: Wasseraufbereiter die auf Basis von Chelaten funktionieren, werden ebenfalls durch den UV-C-Klärer umgewandelt. D.h. dass diese zwar bei Zugabe Schadstoffe im Wasser binden, im UV-C-Klärer jedoch aufgespalten werden und somit die Schadstoffe wieder frei zur Verfügung stehen und nicht mehr unschädlich gebunden sind. Nur die milchigen Wasseraufbereiter auf Zeolith-Basis, die die Stoffe nicht chemisch, sondern physikalisch binden, sind davon nicht betroffen.
Die womöglich etwas weniger bekannte Maßnahme für sauberes, klares Wasser basiert auf dem Prinzip der Wasserelektrolyse. Klingt vielleicht vorerst kompliziert, ist es jedoch nicht. Das Prinzip dahinter ist die Zerlegung des Wassers mittels Einbringung von elektrischem Strom in eine Elektrolysezelle, die vom Aquarium-Wasser umströmt wird. Hierbei wird auf Grund der angelegten Spannung das Wassermolekül in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Das aus einem Wassermolekül entstandene Sauerstoff-Radikal ist äußerst reaktiv und verbindet sich einerseits mit einem zweiten Radikal zu gasförmigem Sauerstoff, oder „dockt“ an organischem Material wie Algen, Schwebstoffe oder Futterreste an und baut diese dadurch ab. D.h., dass dabei in geringen Mengen Endprodukte wie Sauerstoff, Wasserstoff und CO2 entstehen.
Da im Aquarium-Wasser auch Salze und organische Bestandteile enthalten sind, können diese die entstehenden Elektrolyse-Produkte beeinflussen. Daher ist es wichtig, sich an die Angaben in der Bedienungsanleitung des jeweiligen Gerätes zu halten und sich vorab zu erkundigen, welche elektrische Leitfähigkeit das Wasser hat. Dies lässt sich einfach und schnell mit einem Leitfähigkeitsmessgerät herausfinden.
Die großen Vorteile gegenüber dem UV-C-Klärer sind hierbei, dass den Bakterien nur das überschüssige Nährstoffangebot entzogen wird und gleichzeitig der Sauerstoffgehalt hochgehalten wird, sodass es zu keinen anaeroben, also geruchsintensiven Fäulnisprozessen kommt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Bakterien und Mikroorganismen, die für das Gleichgewicht notwendig sind, nicht zerstört werden, sondern weiterhin ihrer Aufgabe nachkommen können.
Nachteilig bei elektrochemischer Wasseraufbereitung ist, dass das Gerät nicht blindlings installiert werden, sondern zuerst die Leitfähigkeit des Wassers geprüft werden sollte. Wird dies nicht vorab getan, so kann es zu einer falschen Einstellung des Gerätes kommen und eventuell ein Schaden an den Pflanzen oder Bewohnern entstehen. Jedenfalls darf auch hier etwas Geduld geübt werden, da ein Ergebnis manchmal nicht sofort, sondern erst nach mehreren Tagen oder Wochen eintritt, abhängig von den Wasserparametern und der Beckengröße.
Sollte jedenfalls beobachtet werden, dass sich z.B. das Verhalten der Bewohner verändert (sie z.B. träge werden oder sich atypisch verhalten), dann kann, anders als beim UV-C-Klärer, durch ein schnelles Anpassen der Parameter, einem Teilwasserwechsel oder dem vorrübergehenden Abschalten des Gerätes sehr schnell wieder ein gut funktionierendes Gleichgewicht hergestellt werden. Bis sich beim UV-C-Klärer wieder ein stabiles Gleichgewicht eingestellt hat, dauert es entsprechend länger, da die Besiedelung durch Bakterien und Mikroorganismen erst wieder stattfinden und sich aufbauen muss.
Am Markt befinden sich mehrere Produkte, die sich vom Funktionsprinzip dahingehend unterscheiden, dass sie entweder diskontinuierlich, also im Stoßbetrieb oder kontinuierlich, also dauerhaft im Betrieb, arbeiten. Die Erfahrung hat mir persönlich gezeigt, dass alles, was diskontinuierlich ist, ein so sensibles System wie ein Aquarium, sehr schnell aus der Balance bringen kann. Dies gilt sowohl für das Fütterungsverhalten, einer CO2- oder Flüssigdüngung, einem zu krassen Wasserwechsel, einer neuen Beleuchtung oder eben auch einer Algenbekämpfung.
Ein weiterer großer Unterschied liegt in der angewendeten Technologie. Das Material, aus dem die Elektrode hergestellt ist, hat einen großen Einfluss auf die Langlebigkeit und Robustheit des Produktes. So sind Elektroden auf Basis von Mischoxiden kurzlebig und bald wieder auszutauschen, bzw. kommt es zu einem stetigen Leistungsabfall. Hingegen weisen Elektroden mit Bor-dotierten Diamanten (wie z.B. der Aquarium-Fresher von proaqua) eine extreme Langlebigkeit von mehreren Jahren auf und erbringen bei regelmäßiger Reinigung auch kontinuierlich eine durchgehend gleichbleibende Leistung.
Was tun gegen Kahmhaut auf der Wasseroberfläche?
Einhergehend mit Wassertrübungen entsteht oft an der Oberfläche die so genannte Kahmhaut (oft fälschlich auch als Kammhaut bezeichnet). Eine Kahmhaut ist eine Schicht aus Bakterien und Hefen (Kahmhefen) und anderen sauerstoffabhängigen Mikroorganismen, die sich vor allem auf der Oberfläche von Wasser bildet.
Speziell in einem Schildkröten-Aquarium ist die Kahmhaut ein doppeltes Ärgernis: Nicht nur ist die ölig-glitschig aussehende Schicht optisch kein Blickfang, auch haftet sie sich an den Schildkröten fest, wenn diese aus dem Wasser auftauchen oder sich zum Sonnen und Trocknen aus dem Wasser begeben. Dieser Mix aus Mikroorganismen kann durchaus ein Gesundheitsrisiko für die Schildkröte bzw. ihren Panzer darstellen.
Erste-Hilfe-Maßnahme gegen Kahmhaut
Profitipp: Als effizienteste Erste-Hilfe-Maßnahme gegen Kahmhaut eignet sich eine einfache Küchenrolle (Küchenpapier). Lege diese trocken mit der Krümmung nach unten auf die Wasseroberfläche. Die Küchenrolle saugt sich mit dem Wasser voll und „legt“ sich auf die Wasseroberfläche bzw. auf die Haut. Wird die Küchenrolle ganz vorsichtig wieder von der Oberfläche abgezogen, nimmt diese die grüne Oberflächenschicht ebenfalls mit. So kann die Kahmhaut schnell und großflächig entfernt werden, ohne dass diese in lauter kleine „Futzelchen“ zerfällt, die dann wiederum im Wasser verbleiben und erneut zur Kahmhautbildung beitragen.
Langfristiges Vorbeugen gegen Kahmhaut
Langfristig gesehen sollte jedoch der Bildung einer Kahmhaut vorgebeugt werden. Es gibt mehrere Faktoren, die zur Kahmhaut im Aquarium beitragen können. Dazu gehören:
Sauerstoffmangel: Ist das Aquariumwasser nicht ausreichend belüftet, kann sich die Sauerstoffkonzentration im Wasser verringern. Dies begünstigt die Bildung von Algen und Kahmhaut.
Überfütterung: Zu viel Futterreste im Aquarium bedeuten ein Überangebot an Nährstoffen. Dies kann das Wachstum von Bakterien und anderen Mikroorganismen fördern, welche wiederum Kahmhaut verursachen können.
Schlechte Wasserqualität: Wird das Aquariumwasser nicht regelmäßig gewechselt oder ist die Filterleistung nicht ausreichend, kann es zu einem Anstieg von Ammoniak, Nitrit und anderen schädlichen Substanzen kommen. Die schlechte Wasserqualität per se kann das Wachstum von Kahmhaut fördern.
Werden diese zuvor genannten Förderer ausgemerzt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Kahmhaut (oder auch Algen) bilden, sehr gering. Gegen die Überfütterung ist, meines Wissens, noch kein Kraut gewachsen außer Geduld und Maßregelung. Jedoch können die anderen beiden Fliegen mit einer Klappe erschlagen werden, indem der sogenannte Aquarium-Fresher (mehr Infos hier) eingesetzt wird.
Sauerstoffzufuhr: Ausreichende Belüftung des Wassers ist eine erste wichtige, langfristige Maßnahme gegen Kahmhaut und Algenwachstum. Hierfür kann einerseits der Rücklauf des Filters ins Aquarium höher gesetzt werden, sodass das Wasser ins Becken zurück sprudelt. Dieses „Plätschern“ ist allerdings gewöhnungsbedürftig und nicht jede:r mag das Geräusch, da es einerseits laut ist, andererseits zum Toilettengang anregen kann.
Zwar können Luftsteine für eine Durchlüftung sorgen, meine Erfahrungen damit sind jedoch begrenzt positiver Natur. Früher oder später ist die Oberfläche (die auf Grund ihrer hohen Porosität und Rauheit gerade dazu einlädt) mit einem Biofilm oder Algen überzogen, wodurch die feinen Poren verstopfen und nur noch ein paar wenige Hauptkanäle offenbleiben. Diese Blasen sind dann zu groß, um eine effiziente Wasserdurchlüftung, also Sauerstoffanreicherung im Wasser, zu gewährleisten. Das zweite Thema mit Luftsteinen ist die dazugehörige Luftpumpe. Nicht überall bietet sich die Möglichkeit einen Schaumstoff unterzulegen oder sie so aufzuhängen, dass sie nicht brummt und vibriert und schlicht mit dem Geräuschpegel nervt.
Überfütterung: Natürlich sollte eine Überfütterung vermieden werden und ein reduzierter Futtereintrag senkt das Nährstoffangebot für Bakterien und Algen drastisch und verbessert somit auch die Wasserqualität. Doch gerade bei Schildkröten ist oft auf Grund der Größe und des Futterdurchsatzes der Tiere eine Reduktion der Futtermenge per se keine Lösung.
Wasserqualität: Die Wasserqualität wird maßgeblich durch die durchgeführten Wasserwechsel beeinflusst. Dabei ist wichtig, nie das gesamte Wasser zu wechseln und darauf zu achten, dass wieder ein wohl temperiertes Wasser nachgefüllt wird um auch den Bakterienhaushalt (neben dem Wohlbefinden der Bewohner) nicht zu sehr aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ebenfalls einen großen Einfluss auf die Wasserqualität hat das verwendete Filtersystem, wobei es hier bereits sehr gute und vielfältige Angebote gibt. Ich persönlich würde einen Außenfilter empfehlen. Ein Innenfilter funktioniert zwar genau so gut, jedoch beim Herausnehmen des Filters für eine Reinigung kommt mit dem abtropfenden/ablaufenden Wasser ein großer Teil des anhaftenden Biomaterials wieder zurück ins Aquarium. Dies ist ziemlich kontraproduktiv und meist keine saubere Lösung oder in anderen Worten „eine ziemliche Sauerei“, weshalb ich zu einem Außenfilter tendiere. Außerdem lässt dieser mehr Platz im Becken für die Bewohner.
Was muss ich bei einem Wasserwechsel beachten?
Nachfolgend listet die Checkliste die wichtigsten Dinge, die bei einem Wasserwechsel zu beachten sind:
Wechsle das Wasser regelmäßig alle 7 bis 21 Tage (je nach Entnahmemenge)
Wechsle zwischen 10-30 % des Wassers (je nach Wechsel-Intervall)
Nutze das Entleeren des Wassers auch zum Absaugen von grobem Mulm
Ein grober Ansaugstutzen aus z.B. einem kleinen Aquariumpflanzen-Korb verhindert das Ansaugen von Fischen oder Garnelen
Verwende temperiertes frisches Wasser zur Wiederbefüllung
Ein Teller am Boden kann das Aufwirbeln des Kieses/Sandes durch das einlaufende Wasser verhindern
Schwemme den Filter mit temperiertem Wasser aus und benutze keine Reinigungsmittel
Und zu guter Letzt: mach es Dir einfach! Verwende zur Wiederbefüllung z.B. einen direkten Anschluss von der Wasserleitung (z.B. Dusche) ins Aquarium durch z.B. einen Gardena-Anschluss. Es zahlt sich aus in einen langen Schlauch zu investieren und so nicht mehr Eimer durch die Wohnung tragen zu müssen. Stelle große Außenfilter auf ein kleines Wägelchen wie sie z.B. auch für große Topfpflanzen verwendet werden und schleppe sie nicht durch die Wohnung.
Ich hoffe, dass Dir dieser Artikel einige Deiner Fragen beantworten konnte und Dir neue und hilfreiche Tipps und Erkenntnisse gebracht hat. Ich wünsche Dir für Dein Hobby alles Liebe und Gute und viel Freude mit Deinen Pfleglingen!
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